Donnerstag, 19.07.2018, 18 Uhr
Ort: Fotografie Forum Frankfurt
Eintritt
5 EUR, ermäßigt 3 EUR, Mitglieder des FFF und Studenten mit gültigem Ausweis haben freien Eintritt.
Die digitale Wende hat in beispielloser Weise unsere Fähigkeit verbessert, Bilder zu produzieren, zu teilen und zu konsumieren. Dieser Zuwachs könnte einen proportionalen Anstieg unserer visuellen Fähigkeiten erwarten lassen. Aber urteilt man anhand der Debatten über Bilder im öffentlichen Raum, geschieht das gerade nicht. Im Gegenteil, es häufen sich die Beispiele für mangelndes Verständnis für oder Misstrauen gegen visuelle Formen. Das Scheitern technischer Projekte wie die Videoüberwachung, inkohärenter Gesetze wie die Verpflichtung, in der Werbung auf Retuschen hinzuweisen, oder der Rückzug von Selbstbildern in politischen Bewegungen sind Anzeichen für einen neuen visuellen Analphabetismus. Hier zeigen sich die Grenzen einer Ästhetik der Transparenz. Der Glaube, Bilder seien eine natürliche Sprache, hat zum Verfall unserer visuellen Kultur beigetragen. Um das zu vermeiden, ist ein neues Bildverständnis erforderlich.
André Gunthert ist Lehrbeauftragter an der EHESS (Paris), Historiker für Bildkulturen, Spezialist für die Geschichte der Fotografie und der Bildbände. Als Begründer der Zeitschrift Etudes photographiques zählt er zu den führenden Akteuren bei der Entwicklung der französischen Bildwissenschaft. Im Fokus seiner Arbeit steht das Paradigma des Dokumentarischen, der gesellschaftliche Gebrauch von Bildern, Erzähltheorie und visuelle Pragmatik. Zuletzt veröffentlichte er L’Image partagée. La photographie numérique (Textuel, 2015).